Das »Barometer der Energiewende«

Ausgleichskraftwerke 2016


In einem zukünftigen Energieversorgungsszenario, in dem die Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen kommt, dienen thermische Kraftwerke (mit Brennstoffen betriebene Kraftwerke) dem Ausgleich von zeitweisen Defiziten in der Energieerzeugung. Zusätzliche Verbrauchsflexibilität wird durch die Ankopplung des Wärme- und Verkehrssektors an den elektrischen Strom erreicht. Darüber hinaus wird ein Leistungsausgleich durch den Einsatz verschiedener Speichertechnologien, sowie durch die Netzkopplung an die Nachbarländer erreicht. Die Ausgleichskraftwerke dienen in diesem Flexibilitäts-Portfolio dazu, letztinstanzlich die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Langfristig kann komplett auf die Energieträger Kohle und Kernenergie verzichtet werden. Zukünftige Ausgleichskraftwerke werden mit Gas betrieben sein. Die für den Betrieb noch benötigten Gasmengen werden im Endzustand der Systemtransformation in einem geschlossenen CO2-Kreislauf synthetisiert. Die heutigen Erzeugungsleistungen der Gaskraftwerke (inkl. Biomasse) liegen bereits im Bereich der zukünftig benötigten Ausgleichsleistung. Wegen ihrer Rolle als Sicherheitsgurt des Systems muss aber zusätzliche Leistung auch für seltene Extremfälle vorgehalten werden.
Das Backup-System muss dann alle nicht über andere Energieträger substituierbaren elektrischen Leistungen bedienen. Damit ergibt sich eine Gesamtleistung von etwa 90 GW, die aus Ausgleichskraftwerken und lokalen Backup-Systemen zur Sicherung der Versorgung vorgehalten werden muss. In anderen Szenarien wird der Gesamtbedarf an Ausgleichskraftwerken bis über 120 GW erwartet [14].

Zur Sicherheit vorgehaltene Kraftwerke kommen nur auf wenige, ggf. gar keine Volllaststunden im Jahr. Daher ist die Frage zu klären, wer Betreiber der Backup-Systeme ist und wie der Markt für den Betrieb dieser Kraftwerke reguliert werden muss.


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Quellen

[14]    Was kostet die Energiewende?: Wege zur Transformation des deutschen Energiesystems bis 2050, Henning, H.-M. u. Palzer, A., Freiburg/Brsg. 2015